Die Pflege und Betreuung von Senioren, Pflegebedürftigen sowie von Menschen mit Behinderung stand im Mittelpunkt eines Gesprächs zwischen dem Caritasverband Brilon und Vertretern der Politik.
Vorstand Heinz-Georg Eirund und der Vorsitzende des Caritasrates Heinz Hillebrand begrüßten gemeinsam mit Wilfried Fobbe, stellv. Vorsitzender Caritasrat, und Karl-Will Hesse, ebenfalls Mitglied des Caritasrates, den CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Patrick Sensburg, den CDU-Landtagsabgeordneten Hubert Kleff sowie Wolfgang Diekmann als Vertreter der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe.
Politische aber auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen sind es, die die Möglichkeiten von Pflege und Betreuung prägen. Gesellschaftliche Veränderungen wie der demographische Wandel, lassen die Bevölkerung nicht nur älter und weniger werden, sondern sorgen auch dafür, dass es immer weniger junge Menschen gibt, die einen gut qualifizierten Pflege- oder Betreuungsberuf wählen. Es fehlen die Fachkräfte für „das Abenteuer Pflege“, wie Heinz-Georg Eirund es formulierte.
Denn abenteuerlich gestalten sich tatsächlich manche Strukturen im Pflegebereich. Gerade die steigenden Anforderungen der Dokumentation machen den Alltag in ambulanten wie in stationären Einrichtungen besonders aufwändig. Dass Abläufe, Maßnahmen und Veränderungen dokumentiert werden müssen – sowohl zum Schutz der Patienten als auch der Pflegekräfte – steht außer Frage.
Aufwändige Dokumentationen
Doch treiben detaillierte Beschreibungen, die schon fast sekündliche Abfolgen schildern, völlig überzogene Blüten. Zuviel Zeit geht dabei für Dokumentation verloren, die bei der eigentlichen Pflege und Zuwendung zum Patienten viel wertvoller eingesetzt werden könnte. Dazu kommen äußerst kurzfristig angekündigte Überprüfungen durch MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung) und Heimaufsicht, die sich sogar zum Teil überschneiden bzw. Doppelprüfungen beinhalten und somit den gut strukturierten Alltag in den Einrichtungen unnötig auf den Kopf stellen.
Dass eine angemessene Dokumentation und selbstverständlich auch Überprüfung der Dienste sein müssen, darüber waren sich alle Seiten einig. Doch gesetzliche Vorgaben und die Umsetzung in der Praxis gehen oft auseinander, gab auch Hubert Kleff zu bedenken, der von der „Theorie der Gesetze“ sprach. Auch er forderte, den Pflegeberuf attraktiver zu machen und einmal das Verhältnis von Fach- und Hilfskräften zu überdenken.
So könnte etwa der Beruf des Sozialhelfers für manche Aufgaben hinzugezogen werden. Für den Caritasverband Brilon grundsätzlich ein überlegenswerter Gedanke ebenso wie eine mögliche duale Ausbildung für Alten- und Krankenpfleger.„Wer aber regelt das?“ wandte sich Heinz Hillebrand an Kleff und Sensburg. Denn auch unterschiedliche Gesetzgebungen auf Bund- und Länderebene, bzw. daraus resultierende unterschiedliche Kostenträger vereinfachen die Gesamtlage nicht. Überhaupt liegt hier ein großes Problem: steigende Qualitätsanforderungen ziehen kaum bessere Finanzierungen nach sich – eher im Gegenteil.
Besuch in Einrichtungen geplant
„Ändern sich nicht die Rahmenbedingungen nachhaltig, kann das irgendwann den Kollaps für das System bedeuten“, befürchtet Heinz-Georg Eirund. Pflege und Betreuung benötigen mehr Personal, sowohl in der Senioren- wie auch in der Behindertenhilfe, fügte er hinzu. Auf Anregung von Dr. Patrick Sensburg werden nun in den Caritas-Einrichtungen weitere konkrete Vorschläge für eine sinnvolle und zielführende Dokumentation ausgearbeitet, „ die wir in die politischen Gespräche einbringen können“, so der Bundestagsabgeordnete. Eine Einladung aus den Sozialstationen an beide Politiker, sich den normalen Alltag dort einmal per Besuch und Hospitation selbst anzuschauen, wurde von beiden wohlwollend entgegen genommen.
Trafen sich in der Geschäftsstelle des Caritasverbandes Brilon: (von links) Heinz Hillebrand, Wolfgang Diekmann, Karl-Willi Hesse, Dr. Patrick Sensburg, Heinz-Georg Eirund, Wilfried Fobbe und Hubert Kleff. Foto: Caritasverband Brilon