Altkreis. „Brilon - die Stadt des Waldes“: Endlich dürfte die Kommune mit dem größten Waldbesitz auch auf ihrem Ortsschild das sein, was sie für uns ja schon ist. Eine Änderung in der Gemeindeordnung macht’s möglich. Auch für die fünf anderen Altkreis-Kommunen ist ein Namenszusatz möglich - wenn sie denn eine sinnvolle Namensgebung finden.
Bis dato waren in NRW nur Zusätze wie „Bad“ oder „Luftkurort“ zulässig. Nach der von allen Fraktionen im Landtag beschlossenen Änderung der Gemeindeordnung sind auch Zusätze wie „Stadt der Fernuniversität“ (Hagen) ab sofort möglich, um die Geschichte oder örtliche Besonderheit der Kommune deutlich zu machen. Voraussetzung ist, dass der Rat oder Kreistag den Zusatz mit einer Mehrheit von 75 Prozent der Mitglieder beschließen und auch der Innenminister zustimmt.
Bestandsaufnahme für den Altkreis: Jede Kommune hat zumindest irgendwas Geografisches, was andere nicht haben. Wir haben die Bruchhauser Steine in Olsberg, die Kalksteine in Brilon, den Marsberger Kilianstollen, den Hallenberger Steinschab, den Kahlen Asten in Winterberg und das Medebacher EU-Vogelschutzgebiet. Aber daraus einen Namen kreieren, zumal wenn die Sehenswürdigkeit nicht in der Stadt selbst, sondern in einer Ortschaft liegt?
„Mich springt da spontan nichts an“, bringt es Hallenbergs Bürgermeister Michael Kronauge auf den Punkt. Er werde das Thema bei einer nächsten Sitzung mal anregen. Aber Hallenberg etwa zur „Freilichtbühnen-Stadt“ zu ernennen, das sieht er noch nicht so: „So vor 20,30 Jahren stand auf Hallenberger Prospekten wirklich Stadt der Freilichtbühne, aber die hat ja auch nur einige Monate im Jahr geöffnet. Mir fiele noch Stadt der Osternacht ein. Aber Ruhewald- oder Naturbad-Stadt? Das ist es nicht. Natürlich haben wir auch noch die meisten Arbeitsplätze im Vergleich zur Einwohnerzahl...“
So sprudelt es aus Kronauge heraus, aber zufrieden ist er nicht: „Falls wir krampfhaft überlegen müssen, was wir machen, dann lassen wir es lieber.“ Sein Kollege Wolfgang Fischer hat für Olsberg sofort eine augenzwinkernde Idee bzw. I.D.E.E.: „Kleines Davos!“ Es gebe neben dem „Informations- und Demonstrationszentrum für Erneuerbare Energien“ an der Carls Aue ja auch in Kürze ein Zentrum Holz. Und auch so seien in Olsberg viele Firmen rund um Erneuerbare Energien sehr rührig. „Was Rang und Namen in der Branche hat, trifft sich hier.“ Darum eben Davos....
Dazu fiele wohl nicht nur den Sauerländern aus der Nachbarkommune eine Nettigkeit ein. Aber lassen wir die echten Gemeinheiten mal weg. Alleinstellungsmerkmale gibt es einige: Marsberg und Winterberg haben einzig noch ein Kino. Einige Städte besitzen kein Freibad mehr, andere keinen Kunstrasenplatz. Das könnte zu Häme führen, was die Namensgebung angeht. Und weil die Marsberger den Disput um Ober- und Unterstadt erst gar nicht wieder führen wollen, so scheint es, haben sie es gut. Denn ein möglicher Name ist bereits seit der letzten Ratssitzung gefunden: Hansestadt. „Diesen Zusatz wollen auch die Medebacher beantragen. Die Hanse ist ein großer Bund. Je mehr Städte sich danach benennen, umso bekannter wird er“, empfindet Medebachs Bürgermeister Thomas Grosche diese Doppelung als sehr positiv.
Die dritte Hansestadt im Bunde, Brilon, will allerdings in diesem Fall vom alten Wirtschaftsbund wenig wissen. Im Rat war es unstrittig die „Stadt des Waldes“, dafür gibt es schließlich Belege. Und es passiert so einiges zwischen Fichten und Buchen - siehe Waldkindergarten oder Bürgerwaldstiftung. Deren Vorstandsvorsitzender Jürgen Adams ist sehr angetan von der Idee, die Waldstadt auf dem Ortsschild festzuschreiben. Und die Politiker auch: Im nächsten Strukturausschuss, so hat’s der Rat ganz aktuell entschieden, wird genau dies beraten.
Tourismusdirektor Michael Beckmann hat in Winterberg längst Flagge gezeigt. Im Juli überklebte er kurzerhand die Schilder mit „WM-Stadt Winterberg“. „Zwei Tage lang hat’s gehalten.“ Dem Stadtmarketingvorstand möchte er etwas anderes vorschlagen: „Aktivstadt, Sportstadt oder beides: Aktiv- und Sportstadt Winterberg“. Na, dann ran an den Kleber, äh..., die Ratsvorlage!