Streusalz: Warten auf das weiße Gold vom Balkan

Dortmund/Olsberg. Die Streusalzknappheit in Nordrhein-Westfalen kann auf absehbare Zeit nicht behoben werden. Die 109 Kommunen, die sich dem Liefervertrag des Landesbetriebs Straßen.NRW angeschlossen haben, bekommen praktisch kein Salz mehr. Auch andere Lieferwege sind versperrt.

Olsberg im Hochsauerland hofft jetzt auf rumänische Quellen. Doch noch ist alles Hoffen vergebens. Über einen Arnsberger Zwischenhändler wurde Bernd Pape, dem Leiter des Olsberger Bauhofes, vor gut zwei Wochen weißes Gold vom Balkan angeboten.

Salz Doch nicht mal die Probelieferung traf bislang ein.Dafür sind die Preise plötzlich explodiert. 150 Euro soll die Tonne jetzt kosten. Ungefähr das Dreifache dessen, was Olsberg sonst für Streusalz zahlt.

„Eigentlich dachten wir, dass wir gut abgeschirmt sind“, beschreibt Pape die Situation. Über den Rahmenvertrag mit Straßen.NRW habe man sich Zugriff auf bis zu 640 Tonnen Streusalz versprochen. „Das war zuletzt unser Jahresbedarf.“ Bislang seien nur gut 220 Tonnen abgerufen worden. Danach schon habe Straßen.NRW die Lieferungen aus dem Vertrag gestoppt. „Papier ist eben geduldig“, seufzt Pape.

„Bei den Kommunen kommt nichts mehr an, weil wir nicht genug bekommen“, beschreibt Bernd Löchter, Sprecher von Straßen.NRW, die Situation. Weil die Vorräte täglich schwinden, bedient der Landesbetrieb nur noch „höherwertige Straßen“, Autobahnen, Bundes- und Landstraßen. Doch auch das ist nicht mehr sicher. Sollte der angekündigte Eisregen NRW über Silvester kalt erwischen, müsse mit ersten Einschränkungen beim Streudienst auf den Landstraßen gerechnet werden. Löchter: „Wir haben weniger als 15 000 Tonnen auf Lager und bekommen im Moment weniger als 1000 Tonnen am Tag.“ An einem normalen Wintertag benötige der Winterdienst jedoch 3000, „wenn es knüppeldick kommt sogar 10 000 Tonnen.“

Wer also ist Schuld? Löchter möchte nicht Schwarzer Peter spielen. Er verweist darauf, dass der Lieferant alle Kräfte mobilisiere, dass es manchmal auch am Transport hapere - und dass bereits eine „unvorhersehbar große Menge Streusalz“ verbraucht worden sei: Mit 175 000 Tonnen seit Ende November läge man „deutlich über dem Jahresdurchschnitt“. Dieses Phänomen beobachte man allerdings im dritten Jahr hintereinander.

Da liegt es nahe, dass die gebeutelten Kommunen an neue Formen der Lagerhaltung denken. Bernd Pape: „Wir wollten ein Silo für 120 Tonnen bauen. Selbst das wäre mir jetzt zu klein.“ In Arnsberg hat ein örtlicher CDU-Politiker derweil die gänzlich andere Idee entwickelt: Er will Streusalz künftig in einem leeren Hallenbadbecken horten.