Sauerland-Herbst : Frederik Köster in Odyssey

Arnsberg. Der mythische Odysseus verführt zu modernen Liedern. Wieviel Musik in Homers Gesängen steckt, zeigt jetzt „Odyssey“. Das Cologne Contemporary Jazz Orchestra hat mit Christian Brückner und Frederik Köster beim Sauerland-Herbst im Kulturzentrum Neheim eine spannende und gefeierte Adaption des Stoffes geliefert.

KösterFrederik Köster, der vielfach ausgezeichnete Olsberger Jazzmusiker, ist der moderne Odysseus. Die Trompete ist seine Stimme, die weint und wütet, klagt und schreit. Die Geschichte des antiken Irrfahrers, der sich nach Frau und Heimat sehnt, wird in wehmütigen Balladen, zornigen Arien und bittersüßen Chorälen zum aktuellen Schicksal. Köster ist ein unglaublich vielseitiger Trompeter, bei dem atemberaubende Virtuosität und tief empfundene Musikalität zusammengehen. „Die Sehnsucht nach der großen Liebe war mein Leitfaden zum Verständnis“, sagt Köster. „Neben der Emotionalität will ich aber auch die technischen Fertigkeiten des Helden zeigen.“ „Echo“-Preisträger Köster wird am Freitag übrigens mit dem WDR-Jazzpreis geehrt.

Heiner Schmitz, der Dirigent des Orchesters, hat das Projekt entwickelt und die Partitur komponiert. Dabei illustriert er Homers Text nicht, sondern findet auf mehreren Ebenen eigene, sprachmächtige Bilder. So wird „Odyssey“ zum komplexen und sehr, sehr sinnlichen Musikprojekt.

Zum Beispiel das Lied der Sirenen: Das entwickelt sich aus sphärischem Grollen und elektronischen Walgesängen über einem archaischen Schlagzeugostinato zum Urschrei der Meere, zu einer ekstatischen Klang-Explosion.

Die elektronischen Klänge steuert Omid Shirazi mit seinem selbst erfundenen Instrument Freeak bei, einer Art Synthesizer in E-Gitarren-Form. Bei Freeak kann das Publikum miterleben, wie Musik aufgenommen, gemischt und bearbeitet wird. Von Shirazi stammen ebenfalls die Videoprojektionen, die parallel zu Live-Aufnahmen der Musiker eine weitere Interpretationsebene bilden.

Der allerbeste Sprecher

So visualisiert Shirazi „Skylla & Charybdis“ mit Videos von abgrundtiefen New Yorker Straßenschluchten und alles verschlingenden Autoschlangen. Dazu erklingt farbenreicher urbaner Jazz.

Mit Christian Brückner interpretiert der beste Sprecher unserer Zeit die Homer-Verse. Brückner kann Sprache zu Musik werden lassen kann, braucht nichts außer seiner Stimme, um beim Publikum die intensivsten Bilder im Kopf zu erzeugen. Damit ergänzt sich „Odyssey“ in Wort, Klang und Projektion zu einem poetischen Musik-Abenteuer auf allerhöchstem Niveau. Gesteigert wird der Eindruck noch dadurch, dass Orchester, Solist und Sprecher wunderbar im Team agieren, bestens aufeinander hören und sich mit riesigem Spaß in die Aufgabe werfen.

Als Frederik Köster in Olsberg die ersten Gehversuche auf seiner Trompete machte, war an ein Musikfestival im Sauerland gar nicht zu denken. Inzwischen gibt sich die Elite der Blechbläserzunft beim Sauerland-Herbst die Ehre. „Es ist sicher ein gewisses Risiko, ein so komplexes und nicht mainstream-mäßiges Projekt wie ,Odyssey’ ins Programm eines Festivals zu nehmen. Gerade diese Lust an Entdeckungen machen den Sauerland-Herbst zu etwas besonderem. Ich bin stolz, dass ich das in meiner Heimat präsentieren darf“, freut sich Frederik Köster.

www.odyssey2010.de