Meschede. Weltweit. Worldwide. Im Netz, im Web. Das Sauerland total global. Die Werbegemeinschaft Sauerland und der Sauerland-Tourismus bieten ab sofort im Internet den Sauerland-Gutschein an. Bundesweit gilt das branchenübergreifende Projekt als einmalig. Bei einer Schifffahrt auf dem Hennesee stellten die Verantwortlichen gestern das Vorhaben vor.
Wem die Idee bekannt vorkommt, der täuscht sich nicht. Bereits auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin im März fiel der erste Startschuss. Ein Schnellschuss. Er ging nach hinten los. Alles zurück. Warum? „Wir haben schlicht und ergreifend Angst bekommen“, sagt Helmut Schmücker aus Olsberg, einer der Initiatoren. „Bei aller Euphorie damals, viele Fragen bezüglich Versicherung und Haftung waren nicht geklärt.“
Die Schwierigkeiten sollen ausgeräumt sein. Jetzt geht es los. Wie? Wenn der Onkel aus Essen dem Neffen in Eslohe was Gutes tun will, schenkt er ihm einen Sauerland-Gutschein. Mit einem Klick: sauerland.com oder sauerland-einkaufsland.de - das genügt. Der Gutschein, Anzahl nach oben offen, gestaffelt in den Werten 10, 25 und 50 Euro, wird dem Beschenkten zugeschickt. Für den Versand erhebt der Sauerland-Tourismus eine Gebühr von 2,90 Euro. Und dann?
Dem Jungen stehen alle Möglichkeiten offen. In fast 4000 Geschäften, Freizeiteinrichtungen, Restaurants oder Hotels kann der Gutschein eingelöst werden. Er behält mindestens drei Jahre Gültigkeit und gilt als fälschungssicher. Die Partner-Betriebe, die die Gutscheine annehmen, sind Mitglieder in den 14 Werbegemeinschaften, von Arnsberg über Schmallenberg bis Winterberg. Sie schlossen sich im März 2007 zur Werbegemeinschaft Sauerland zusammen. Ihr Ziel ist es, mit der Kooperation von Handel, Gewerbe und Tourismus, die Region Sauerland zu stärken.
Dass Werbegemeinschaften benachbarter Städte miteinander und nicht gegeneinander antreten, ist auch im Sauerland nicht alltäglich. „Wir müssen uns vom Kirchturmsdenken verabschieden“, sagt Schmücker, „nur gemeinsam sind wir stark.“ Das weiß auch Klaus Willmers, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Südwestfalen. Er ist voll des Lobes: „Von diesem Projekt profitiert der Einzelhandel. Gerade im Sauerland gibt es noch viele, vom Inhaber geführte, Fachgeschäfte. Vielen anderen Städten geben Filialisten alle das gleiche Gesicht.“ Wie viel finanzielles Potenzial allein in Südwestfalen im Tourimus schlummert, das macht Ralf Kersting, Präsident der Industrie- und Handelskammer Arnsberg, klar: „Die Technische Universität München spricht in einer Studie von 600 Millionen Euro jährlich.“ Präsident Kersting zeigt sich von dem Projekt bezuckert: „Endlich verlassen wir einmal unsere Scholle. Endlich mal kein Wettbewerb untereinander, sondern ein Miteinander für die Region. Das ist Aufbruch hier.“
Und er sagt das, was nicht genug Unternehmer, Politiker und Journalisten seit Jahren lautstark in Südwestfalen predigen: „Wir sind wesentlich leistungsfähiger, als wir uns darstellen.“ Nicht zum letzten Mal erinnert Kersting an den demographischen Wandel, „der uns bald, bei der Suche nach Mitarbeitern, eiskalt ins Gesicht weht“, und die Notwendigkeit eines lebenswerten Umfeldes: „Junge Familien müssen Lust bekommen, hier Kinder in die Welt zu setzen und zu bleiben.“ Ungewollt wählten die Verantwortlichen für die Premiere ein Bild mit Symbolcharakter. Alle sitzen im Sauerland in einem Boot.
Kapitän Helmut Kreienbaum schippert die MS Hennesee mit den Passagieren durch ruhiges Gewässer. Um im Bild zu bleiben: Es waren noch viele Plätze frei. Meschede fehlt, der Märkische Kreis und viele andere mehr. Der Kreisdirektor des Hochsauerlandkreises, Winfried Stork, sieht einen guten Anfang: „Es ist ein weiterer Baustein für Südwestfalen. Wir stehen im Wettbewerb der Regionen.“
Christian Leisse, Josef Willmes, Olaf Badelt, Jürgen Fischbach, Helmut Schmücker, Ingo Hengesbach und Christiane Rummel (v.li.) präsentieren am Hennesee den neuen Sauerland-Gutschein. Foto: Thomas Nitsche