Der Slogan der letzten Feuerwehrolympiade in Mährisch Ostrau in Tschechien — „Dort, wo andere raus laufen, rennen wir rein” — könnte bald Makulatur sein. Denn wir werden immer weniger. Das gilt auch für die Freiwilligen Feuerwehren in NRW. Was aber, wenn wegen Personalmangels keiner mehr rein rennt?
Deswegen will ein Arbeitskreis auch junge Leute mit Migrationshintergrund für die Feuerwehr begeistern.
Beim 20. Verbandstag des Kreisfeuerwehrverbandes Hochsauerlandkreis (HSK) in der Aula des Marsberger Carolus-Magnus-Gymnasiums war die Personalmisere der kommenden Jahre zentrales Thema. Die Kreisfeuerwehrverbände von Siegen, Ennepe-Ruhr-Kreis und HSK haben bereits einen Arbeitskreis gebildet, der sich mit Migration und Feuerwehr beschäftigt. Seit neun Monaten ist der Runde Tisch bereits in Aktion und sucht nach Möglichkeiten, wie man der demographischen Bombe Paroli bieten kann. Das Mittel der Wahl könnte die Rekrutierung junger Männer und Frauen mit einer Migrationsgeschichte für die heimischen Freiwilligen Feuerwehren sein. Deswegen hieß das Thema des Verbandstages auch „Migration - Lebensretter gesucht”.
Dr. Ahmet Arslan, Hauptreferent des Abends, ist Islamkundelehrer an zwei Haupt- und einer Grundschule in Meschede und Bestwig und gleichzeitig Mitglied des Feuerwehrarbeitskreises Migration. Ahmet Arslan sieht Möglichkeiten, dass, wenn man die Dinge richtig anpacke, in Zukunft vor allem Muslime den Blauen Rock der Feuerwehr anziehen könnten.
Im HSK bereits drei Migranten bei der Feuerwehr
Im HSK gebe es bereits drei junge Männer mit Migrationsgeschichte, die in Diensten der Freiwilligen Feuerwehr stehen. „Das ist nicht selbstverständlich, wenn man die Gewohnheiten anderer Länder und Kulturen berücksichtigt. Nicht jeder lässt z.B. Fremde in seine Wohnung. Nicht jede Frau ruft sofort die Feuerwehr wenn's brennt, sondern erst einmal ihren Mann oder Bruder”, sagte Arslan. Da gebe es Aufklärungsbedarf. Um dem Nachwuchsmangel in den Wehren zu begegnen, müsse deswegen die Frage erlaubt sein: Wo kann man frisches Blut herholen? Da seien Orte, an denen sich Muslime gerne aufhalten, in Moscheen, Teestuben oder Sportvereinen, günstig, um junge Leute anzusprechen und auf Augenhöhe ihnen die Feuerwehr schmackhaft zu machen.
Einen langen Hals
Die rd. 56 Delegierten sowie der Vorstand des HSK-Kreisfeuerwehrverbandes zusammen mit den Feuerwehrvertretern aus elf Städten und Gemeinden nannten die Vorschläge Arslans „interessant”. Die Sicherheit für 272 000 Einwohner im HSK dürfe mangels Personal nicht zur Disposition stehen, sagte Kreisbrandmeister und 1. Verbandsvorsitzender Martin Rickert. Zurzeit leisten im HSK 4 161 Männer und Frauen ehrenamtlich aktiven Feuerwehrdienst. Nur in Arnsberg gibt es rd. 20 Berufsfeuerwehrleute im Rettungsdienst. Die Jugendfeuerwehren zählen 1 323 Köpfe. In den Ehrenabteilungen im HSK befinden sich 1 164 Männer und 311 Männer und Frauen sorgen für gute Feuerwehrmusik.
Dr. Klaus Schneider aus Hamm (Verband der Feuerwehren NRW) und HSK-Kreissbrandmeister Martin Rickert überreichen Eslohes Gemeindebrandmeister Hubert Jankowski das Feuerwehrehrenkreuz in Gold (v.l.) Foto: WP
Kreisjugendfeuerwehrwart Uwe Schwarz aus Olsberg brachte die Personaldebatte auf den Punkt: „Wenn die Freiwillgen Feuerwehren im HSK in den nächsten Jahren nicht mehr das erforderliche Personal aufbringen, müssten Städte und Gemeinden teure Berufsfeuerwehren implantieren. Dann aber bekämen manche einen langen Hals.”