Landrat nach 20 Jahren feierlich verabschiedet

artikelbild regionalesHochsauerland/Schmallenberg. Mit gigantischen Grußworten und einer eigens für ihn komponierten Hymne „Er war Häuptling der Indianer“, vorgetragen von den Bürgermeistern des Hochsauerlandkreises, wurde er in seinen wohlverdienten „Unruhestand“ verabschiedet: Nach 20 Jahren „Regentschaft“ war die Feier in der Stadthalle Schmallenberg nun der letzte große Auftritt von Dr. Karl Schneider als Landrat.

Bundeskanzler Friedrich Merz brachte es in seiner Ansprache perfekt auf den Punkt: „Es gab drei große Themen, die dir eine absolute Herzensangelegenheit waren. Die medizinische Versorgung mit der von dir ins Leben gerufenen Landarztkampagne, um die Zukunft zu sichern, der Schwerpunkt Bildung sowie Kunst, Kultur und Musik. Alle drei Bereiche hast du prägend initiiert. Sie werden über Jahrzehnte deine Handschrift erkennen lassen.“ Lobend erwähnte Merz in diesem Zusammenhang die Anstöße zur Renovierung des Berufskolleg Olsberg, den Neubau des Berufskollegs in Hüsten sowie den Baubeginn des Berufskolleg Meschede im kommenden Jahr 2026. „Über 100 Millionen Euro wurden für die Berufskollegs zur Verfügung gestellt. Mit deinem Engagement hast du der Region einen riesengroßen Dienst erwiesen“, so der Bundeskanzler. „Durch dich ist die Region Südwestfalen überregional als Wirtschaftsstandort und lebenswerte Region bekannt geworden. Herzlichen Dank für deine Arbeit.“ Auch das Streitthema Windenergie sei durch den Einsatz von Dr. Karl Schneider geregelt worden. Sein prägender Satz „Das Land der tausend Berge, darf nicht das Land der 1000 Windräder werden“ habe den Wildwuchs verhindert. Merz hob weiter die gute Zusammenarbeit über fünf Jahrzehnte mit dem Schmallenberger jetzt Ex-Landrat hervor, die Freundschaft, Herzlichkeit und Offenheit sowie den vertrauensvollen und jederzeit lösungsorientierten Einsatz. Die gleiche gute Zusammenarbeit bot er Nachfolger Thomas Grosche an. Eins gab Merz Dr. Karl Schneider noch lachend mit auf den Weg: „Bleib immer an den Themen interessiert, aber red nicht jeden Tag dazwischen.“

Hendrik Wüst, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, ergänzte in seinem Grußwort, dass Karl Schneider sein Amt geliebt und gelebt habe. Er sei die DNA des HSK gewesen. Er habe die heimische Region in einer starken Krise in NRW durch Innovationskraft, eine geringe Arbeitslosenquote und mit viel Lebensqualität nach vorne gebracht. „Du darfst stolz auf deine geleistete Arbeit sein“, verdeutlichte Wüst. „Viermal haben die Bürger dir das Vertrauen gegeben. Du hast deine Aufgabe für die Heimat ernst genommen, auch bei schwierigen Themen“, so das Resümee.

Anekdoten aus der Familie

Tochter Elisabeth Naujoks verriet anschließend augenzwinkernd einige „Dönekes“ über ihren Vater. Als erstes berichtete sie, dass niemand in Gleidorf gedacht habe, dass aus dem Lausbuben etwas werden würde, schon gar nicht der Chef der Polizei. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder habe er als Messdiener den Pastor zur Verzweiflung gebracht und in der Realschule sogar den Lehrer vors Schienbein getreten. Weiter gab sie zum Besten, dass jetzt neue große Herausforderungen auf ihre Eltern zukommen würden, wenn „Papa jeden Morgen, jeden Mittag und jeden Abend zu Hause ist.“ Allerdings bliebe so mehr Zeit für die Enkelkinder Antonia und Pepe. „Wir sind auf die neue Ära gespannt und unterstützen dich. Deine Arbeit war immer deine Berufung“, ergänzte sievoller Stolz.

Und auch Schneiders Zwillingsbruder plauderte aus dem privaten Nähkästchen, indem er mitteilte, dass Karl die meiste Zeit seines Lebens eine Führungskraft gewesen sei. „Das konnten wir in der Familie jedoch nicht immer schätzen“, blickte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht zurück. „Du hast immer klare Kante für die Bürger gezeigt und dich für den HSK mehr als verdient gemacht. Es wäre vorteilhaft, mehrere Dr. Schneider in der Politik zu haben.“

Der neue Landrat Thomas Grosche unterstrich zum Abschluss: „Für uns Bürgermeister warst du immer ein Ansprechpartner auf Augenhöhe. Man konnte sachlich mit dir streiten, du hast immer große Stärke gezeigt. Dafür sind wir dir dankbar. Du hinterlässt riesige Fußstapfen, die ich mit großem Respekt ausfüllen werde.“

Dr. Karl Schneider dankte anschließend allen für die vielen Grußworte und brachte es auf seine trockene Art auf den Punkt: „Wenn das alles stimmt, was heute gesagt wurde, wäre jetzt eine Verlängerung nötig.“ Seine Dankesworte richtete er im Anschluss an alle Akteure, bedankte sich für die gute Zusammenarbeit über viele Jahrzehnte während seiner politischen Laufbahn. Einen ganz besonderen Dank richtete er an seinen Freund Raimund Breß, der ihn als Fahrer 750.000 Kilometer durch ganz Deutschland „kutschiert“ hat und jederzeit loyal an seiner Seite war. „Es war mir eine Ehre, euer Landrat gewesen zu sein“, lauteten seine letzten Worte.

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Einen gebührenden Abschied des Landrates feierten Heinrich Böckelühr, Hendrik Wüst, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, der in den Ruhestand verabschiedete Dr. Karl Schneider, Bundeskanzler Friedrich Merz und Schmallenbergs ehemaliger Bürgermeister Burkhard König (v.l.).

Foto: Claudia Metten