Hochsauerland/Meschede. Nur eine Minute darf es dauern, bis die Brandmeldeanlage in den A46-Tunneln Olpe und Hemberg bei einem Feuer auslöst. Doch bereits nach nur 50 Sekunden schrillte in der Nacht zu Donnerstag, 13.11.2025, im Tunnel Olpe der Alarm. Das heißt also: Prüfung bestanden! Ein kurzer Rückblick: Die Autobahn Westfalen hat in den beiden Tunneln im Sauerland in den vergangenen Jahren die gesamte Betriebs- und Sicherheitstechnik modernisiert. Nun galt es, diese Technik mit einem aufwendigen Brandversuch unter realistischen Bedingungen zu testen.
In erster Linie sollte der Versuch in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (12. auf den 13. November) zeigen, ob das Brandmeldekabel im Tunnel rechtzeitig auslöst und die Steuerung der Tunnelanlage einwandfrei funktioniert. Arsala Amin-Arsalla, Projektverantwortlicher der Autobahn Westfalen, erklärte das Vorgehen wie folgt: „Insgesamt 20 Liter Benzin werden in vier Brandschalen geschüttet und entzündet. Binnen einer Minute muss das Feuer dann erkannt und der Alarm ausgelöst werden.“ Das Brandmeldekabel verläuft entlang der Decke der Tunnelröhre. „Alle acht Meter stecken Sensoren in dem Kabel, die Temperaturunterschiede erkennen und bei einem entsprechend großen Unterschied eine Brandmeldung auslösen“, klärt Amin-Arsalla auf.
Was zunächst nach einem gar nicht so ungefährlichen Szenario klingt, hatten die Verantwortlichen genauestens geplant. Für den Projektleiter und sein Team ein wichtiger Test, denn die verschiedenen Sensoren sollten innerhalb der vorgegebenen Zeit anschlagen. Rauchmelder, Linienbrandmeldekabel, Funkkabel sowie die wichtigen Erstmaßnahmen zur Schadensbegrenzung mussten einwandfrei funktionieren.
Der Test unter Extrembedingungen
Um bei dem Versuch die neu eingebauten technischen Komponenten vor Rauch und Hitze zu schützen, wurden diese zuvor mit Isolierwolle eingepackt. Um kurz vor eins in der Nacht hieß es für die Beteiligten dann, das Benzin in den dafür vorgesehenen ‚Tassen‘ anzuzünden. Im Idealfall sollte das Brandmeldekabel jetzt innerhalb von einer Minute auslösen, woraufhin automatisch die Feuerwehr alarmiert und die Tunnelleitzentrale der Autobahn Westfalen in Hamm informiert würde. Auch die anderen frisch modernisierten Systeme wie die neue Decken- und Fluchtwegbeleuchtung wurden direkt mitgetestet. „Die Brandnotleuchten müssen angehen und auch die Fluchtwegbeleuchtung an den Wänden sollte automatisch anspringen. In der gesamten Anlage sollten eigentlich alle Leuchten angehen“, so Arsala Amin-Arsalla.
50 Sekunden nach dem Zünden passierte exakt das Geplante: Im vorher nur vom Feuerschein erhellten Tunnel wird es taghell und die Notbeleuchtung springt zusätzlich an. Die automatische Ansage, die Verkehrsteilnehmer zum Verlassen des Tunnels auffordert, ist dagegen kaum zu hören. Zu laut dröhnen zwei Ventilatoren, die den normalen Luftzug im Tunnel simulieren sollen. Hatte der Wind beim Versuchsaufbau noch ordentlich durch die Röhre gefegt, fehlte kurz vor der Zündung der natürliche Luftzug. „Wir mussten mit den Ventilatoren die normale Luftbewegung, die durch die Fahrzeuge im Tunnel verstärkt wird, simulieren”, erläuterte der Projektleiter.
Projektleiter zufrieden: „Alle Systeme haben funktioniert“
Im gleißenden Licht der neuen LED-Strahler zog Amin-Arsalla mit Blick auf den abziehenden Rauch ein positives Fazit des Brandversuchs: „Die Auslösezeit passt und alle Systeme haben funktioniert.”
Zufrieden machte sich der Projektleiter in der Nacht auf den Heimweg. Im Tunnel blieb derweil das Licht noch an. Hier wurde bis 6 Uhr in der Früh weitergearbeitet – genauso wie in den kommenden zwei Wochen, wenn Funktionstests und Rückbauarbeiten anstehen. Jeweils zwischen 20 und 6 Uhr müssen sich Autofahrer nochmals auf nächtliche Sperrungen einstellen (mehr dazu im Infokasten). Zum Jahreswechsel soll die Modernisierung der beiden Tunnelanlagen dann abgeschlossen werden.
Modernisierungen im Überblick und erneute Tunnelsperrungen
In den vergangenen Jahren wurde die gesamte Tunneltechnik auf den neuesten Stand gebracht: Neben dem Brandschutz wurde die Beleuchtung auf adaptive LED-Technologie umgestellt sowie Kabel und Schaltanlagen, die Messtechnik und Wechselverkehrszeichen erneuert.
Außerdem sind die Tunnel mit Sperrschranken, neuen Lautsprechern und digitalem Funk ausgestattet und Kameras installiert worden. Über die Kameras hat die Tunnelleitzentrale im Notfall Einblick in den Tunnel. Außerhalb des Tunnels Olpe wurde eine vorhandene Regenwasserbehandlungsanlage zu einem Havariebecken umgebaut. Hier werden bei Unfällen oder Bränden Öl, Löschwasser und andere Flüssigkeiten aufgefangen, die nicht ins Grundwasser oder den Wasserschutzbereich Ruhr gelangen sollen. Zudem wurden eine Pumpenanlage und die Steuerung am Betriebsgebäude erneuert. Aufgrund der Erneuerung der Betriebstechnik werden um die Tunnel herum noch die Schutzplankensysteme ausgetauscht.
Infos zu den nochmals nötigen Sperrungen gibt es unter www.autobahn.de/betrieb-verkehr/verkehrsmeldung/a46-naechtliche-sperrungen-der-tunnel-olpe-und-hemberg
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Was zunächst wie ein gefährliches Szenario wirkt, war bis ins Detail geplant.
Foto: Claudia Metten
