Bettina Feldhausen: Die neue Tunnelpatin im Einsatz

artikelbild regionalesBrilon. Bahnreisende auf der Oberen Ruhtalbahn haben aufgeatmet, als am 22. September 2025 die Streckensperrung im Zuge der Aufweitung des Elleringhauser Eisenbahntunnels aufgehoben wurde. Bis 2028, so versichert die Deutsche Bahn, wenn nochmals eine mehrmonatige Schließung erforderlich ist, soll es im Tunnel keine weiteren Totalsperrungen geben; bis zum Frühjahr 2029 will man insgesamt fertig sein. Mit dem Baubeginn für den Rettungsstollen wurde nun ein weiterer Bauabschnitt in Angriff genommen, mit einer eigenen Tunnelpatin.

Wie Peter Koziol, Projektleiter bei der DB InfraGO, erklärte, wird im Abstand von circa 30 Metern ein rund 475 Meter langer, befahrbarer Stollen parallel zu den Gleisen in den Fels getrieben, der sowohl zur Selbstrettung als auch zur Fremdrettung dient. Der Eingang befindet sich kurz hinter dem Bahnhof Brilon Wald.

Die stellvertretende Landrätin Hiltrud Schmidt wies darauf hin, dass die obere Ruhrtalbahn „eine bedeutende Schienenachse“ darstellt und es für den Hochsauerlandkreis etwas Besonderes ist, dass die Strecke ausgebaut wird – und kein Rückbau erfolgt. Sogar eine nachträgliche Elektrifizierung wäre möglich. Erwähnenswert sei außerdem, dass man mit dem Elleringhauser Tunnel ein Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert, der Zeit der Industrialisierung saniert. Daran gemessen erschien ihre Kritik, dass der Ausbau länger dauert als ursprünglich geplant, beinahe nebensächlich.

Mathias Mondel, technischer Geschäftsführer der ARGE EET, betonte, dass dieses Projekt „technisch ausgesprochen anspruchsvoll und logistisch komplex“ ist. Solch ein Tunnel entstehe zudem nicht nur durch Maschinen und Technik, sondern durch Menschen. Die offizielle Feier des Baubeginns, der sogenannte Anschlag, verbunden mit der Amtseinführung einer zweiten Tunnelpatin eigens für den Stollen, würdige „den Einsatz, die Expertise und Zusammenarbeit vieler Menschen“. Besonders die Arbeit unter Tage bedürfe einer „Sicherheitskultur“, die man hier im hohen Maße entwickelt habe.

Baustellenchef Erich Merkle berichtete, dass man am 27. September mit dem Vortrieb begonnen habe. Am 1. Oktober erfolgte die erste Sprengung, inzwischen sei man rund zwölf Meter tief im Berg. Ohne Lärmbelästigung für die Anwohner werde es nicht gehen, aber durch die Verwendung eines Sprengschutzvorhangs könne man nicht nur Steinflug und Staub begrenzen, sondern auch etwas den Knall dämpfen. Bislang habe es keine Beschwerden gegeben.

Zur Tunnelpatin für den Rettungsstollen wurde Bettina Feldhausen bestimmt. Sie ist Leiterin des Stakeholdermanagements bei der DB InfraGO und habe, so sagt sie, das Tunnelbauprojekt von Anfang an kommunikativ begleitet. Ihr zur Ehren wird der Rettungsstollen Bettinastollen heißen. Zu ihrem Amtsantritt wurde ihr eine hölzerne Figur der Heiligen Barbara, Schutzpatronin des Bergbaus, überreicht. Eine zweite, etwas größere Statue, wird am Eingang des Stollens aufgestellt. Pfarrer Jochen Andreas segnete die Figuren, die Tunnelpatin sowie alle anwesenden Baubeteiligten.

Feldhausen sieht sich als Vermittlerin, die, als irdische Vertreterin der Heiligen Barbara, für das Wohl der Beschäftigten sorgen will. Bei regelmäßigen Besuchen wird sie mit den Bauarbeitern ins Gespräch kommen – und sicherlich auch mal Kuchen dabei haben. Einmal bei einer Sprengung dabei sein will sie auch. Ein wichtiger Termin, an dem sie ganz bestimmt vor Ort sein wird, ist der 4. Dezember, der Namenstag der Heiligen Barbara.

Wie berichtet, war der Baubeginn für die Aufweitung des knapp 1400 Kilometer langen Tunnels vor drei Jahren. Das Besondere ist die Anwendung einer bislang in Deutschland einzigartigen Tunnel im Tunnel-Technik und dass die Innenschale aus vorgefertigten Elementen besteht. Dies ermöglicht teilweise Bauarbeiten bei laufendem Zugverkehr. Auch für den Fahrtunnel hatte die Deutsche Bahn eine Tunnelpatin ernannt, dieses Amt übernahm Lokführerin Claudia Zimmermann, die selbst mehrmals täglich auf dieser Strecke unterwegs ist.

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Den Tunnelanschlag für den Rettungsstollen feierten: (v.l.) Pfarrer Jochen Andreas, Stollenpatin Bettina Feldhausen, stv. Landrätin Hiltrud Schmidt, Ortsvorsteherin Ariane Drilling, Marcus Bange als Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters und Peter Koziol von der DB.

Foto: Kristin Sens