Brilon/Winterberg/Bad Wildungen/Berlin. Der Caritasverband Brilon, Träger der Mutter-Kind-Kliniken St. Ursula in Winterberg und Talitha in Bad Wildungen, weist den aktuellen Vorschlag des Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, entschieden zurück, stationäre Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen für Mütter und Väter als Einsparpotenzial im System der gesetzlichen Krankenversicherung in Betracht zu ziehen. „Wer an dieser Stelle sparen will, gefährdet die Gesundheit von Familien – und damit das Fundament unserer Gesellschaft“, erklärt Heinz-Georg Eirund, Vorstand des Caritasverbandes Brilon. „Der Vorschlag ist fachlich unbegründet, gesundheitspolitisch kurzsichtig und menschlich enttäuschend.“
Kuren ärztlich verordnet und ihre Wirkung bewährt
Tatsächlich handelt es sich bei den stationären Mutter-/Vater-Kind-Kuren um Pflichtleistungen der Krankenkassen (§§ 23, 24, 40, 41 SGB V). Die Maßnahmen werden ärztlich verordnet, stehen unter medizinischer Leitung und haben sich in ihrer Wirkung vielfach bewährt. Laut Müttergenesungswerk benötigen rund zwei Millionen Mütter in Deutschland eine solche Maßnahme. Eltern von Kindern mit Behinderung sind mit einer Bedarfsquote von 75 Prozent besonders stark betroffen. „Unsere Kliniken bieten keine Wellnessaufenthalte, sondern medizinisch und therapeutisch fundierte Gesundheitsangebote für Menschen, die stark belastet sind. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen mit durchschnittlich drei bis vier Diagnosen, viele mit psychischen oder psychosomatischen Erkrankungen. Wer hier streicht, spart auf dem Rücken der Schwächsten – und zahlt später doppelt“, so Eirund.
Ausgaben für Mutter-/Vater-Kind-Maßnahmen bei nur 0,18 Prozent
Zudem ist der finanzielle Aufwand für diese Maßnahmen gering. Die Ausgaben für Mutter-/Vater-Kind-Maßnahmen liegen bei nur 0,18 Prozent der GKV-Gesamtausgaben. Der Caritasverband Brilon sieht darin keinen Spielraum für Kürzungen, sondern vielmehr eine unterfinanzierte und gleichzeitig hochwirksame Versorgungsleistung. „Wir erleben tagtäglich, wie stabilisierend und stärkend diese Maßnahmen auf die ganze Familie wirken“, sagt Eirund. „Sie sorgen für eine verbesserte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, verringern Arztbesuche, senken den Medikamentenverbrauch und reduzieren Krankheitsausfälle – bei Eltern wie bei ihren Kindern.“
Diskussion fehlgeleitet und diskriminierend
Der Vorschlag von Dr. Andreas Gassen stelle nicht nur die medizinische Notwendigkeit dieser Leistungen in Frage, sondern ignoriere auch die gesellschaftliche Realität vieler Familien. „Diese Diskussion ist fehlgeleitet und diskriminierend. Sie trifft vor allem Mütter und pflegende Angehörige – also jene, die in unserer Gesellschaft tagtäglich unbezahlte Sorgearbeit leisten und ohnehin oft an der Belastungsgrenze sind“, betont Eirund. Der Caritasverband Brilon fordert, das Angebot stationärer Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen für Familien nicht zu schwächen, sondern zu sichern und langfristig zu stärken – als Beitrag zu einer zukunftsfähigen, präventiven Gesundheitspolitik.