HSK/Soest/Düsseldorf. Am 13. November 2024 wird es vor dem Düsseldorfer Landtag laut: Die Freie Wohlfahrtspflege NRW ruft zur Kundgebung unter dem Motto „NRW bleib sozial“ auf. Zahlreiche soziale Träger und Verbände fordern die Landesregierung auf, das soziale Netz in Nordrhein-Westfalen zu sichern und auszubauen. Es drohen landesweit Kürzungen im Sozialen in Höhe von 83 Millionen Euro. Der Spareffekt wird direkt vor Ort für die Menschen negativ spürbar werden. So wird die Kampagne auch von der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege Hochsauerland mitgetragen, deren Mitglieder allein im HSK rund 300 Einrichtungen und Dienste mit 7.000 Mitarbeitenden in ihrer Trägerschaft haben.
Zukunft, Wohlstand, Sicherheit
Zur Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege für das Hochsauerland gehören die AWO Hochsauerland-Soest, die drei Caritasverbände Arnsberg-Sundern, Brilon und Meschede, Diakonie Ruhr-Hellweg, die DRK Kreisverbände Brilon, Arnsberg und Meschede und der Paritätische Wohlfahrtsverband Hochsauerland. Die neun gemeinnützigen Wohlfahrtsverbände bieten gemeinsam das größte und tragfähigste Hilfsnetzwerk für die Menschen in Not im Hochsauerlandkreis an, und zwar von der Wiege bis zur Bahre. Die Angebote umfassen unter anderem existenzsichernde Hilfen, Beratung, Bildung, Erziehung, Mutter-Kind-Kuren, Pflege, Suchtkrankenhilfe, Schwangerschaftsberatung, Schuldnerberatung, Wohnunglosenhilfe, Insolvenzberatung, Rechtliche Betreuung, betreutes Wohnen sowie Teilhabe am Leben, Wohnen und Arbeiten für Menschen mit Behinderungen und Erkrankungen. „Es wird fast jeder eine Person kennen, die ein Kind im Kindergarten oder der Schule hat oder einen Angehörigen mit Pflegebedarf oder jemanden, der in einer persönlichen Lebenskrise steckt und Rat und Hilfe braucht“, zählt Heinz-Georg Eirund, Vorstand Caritasverband Brilon auf. Eirund benennt Grundlegendes: „Es geht uns alle an: Auf eine gesicherte soziale Infrastruktur ist jeder einzelne Bürger angewiesen. Sie ist das Fundament für die bestmögliche Gesellschaft, um zukunftsfähig zu werden, den Wohlstand zu halten und Sicherheit zu garantieren sowie den sozialen Frieden durch Solidarität zu wahren.“
Haushaltszahlen und Hilfen
Die Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege HSK macht jetzt wiederholt auf die wachsende Bedrohung sozialer Angebote durch unzureichende Finanzierung und strukturelle Missstände aufmerksam. Kerstin Weitemeier, Kreisgruppengeschäftsführerin der Paritätische HSK, betont: „Im Mittelpunkt der Forderungen steht die Sicherung der finanziellen Grundlagen für soziale Dienste und Einrichtungen, die tarifliche Steigerungen abbilden.“ Diese haben seit Jahren mit zunehmenden Kürzungen und einem erheblichen Kostendruck zu kämpfen. „Es geht nicht nur um Haushaltszahlen, sondern um konkrete Hilfe für Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind. Wenn die Finanzierung weiter reduziert wird, wird es viel weniger Hilfen für alle Altersklassen geben“, erklärt Stefan Goesmann, Geschäftsführer AWO Unterbezirk HSK / Soest. Bereits jetzt müssen Kindergärten schließen und Altenheime wie Kliniken Insolvenz anmelden.
Auch Britta Kaiser, Vorsitzende der AG Freie Wohlfahrtspflege HSK und Büroleiterin DRK Kreisverband Altkreis-Meschede e.V., unterstreicht die Dringlichkeit der Lage: „Die sozialen Dienste sind die Basis für eine funktionierende Gesellschaft. Viele Angebote stehen vor dem Aus. Ohne ausreichende Unterstützung können wir unseren Auftrag, Menschen in Not zu helfen, nicht mehr erfüllen.“
„Diese Unterstützung ist auch gefährdet durch die überbordende Bürokratie, die erhebliche Human-Ressourcen im administrativen Bereich ‚verbraucht‘, statt die Versorgung der Menschen sicherstellen zu können, auch als Reaktion auf den Fachkräftemangel. Der Bürokratieabbau ist politisch seit Jahren versprochen, bisher hat aber keine Bundes- oder Landesregierung die Reduzierung der Bürokratie nachhaltig sichergestellt!“, so Christian Stockmann, hauptamtlicher Vorstand beim Caritasverband Arnsberg-Sundern e.V.
Für diejenigen, die übersehen werden
Die Initiative „NRW bleib sozial“ formuliert klare Forderungen an die Landesregierung: eine langfristig gesicherte Finanzierung für soziale Einrichtungen, faire Löhne und Arbeitsbedingungen im sozialen Sektor sowie eine stärkere Unterstützung für ehrenamtliches Engagement. Caritas-Vorstand Eirund macht deutlich: „Die Menschen, die unsere Einrichtungen aufsuchen, sind oft diejenigen, die von der Politik übersehen werden. Es braucht ein klares Bekenntnis der Regierung zur sozialen Gerechtigkeit und zum Ausbau der sozialen Infrastruktur.“
Die Freie Wohlfahrtspflege NRW, die die Aktion ins Leben gerufen hat, fordert von der Landesregierung mehr Engagement für die Schwächsten der Gesellschaft. „Wir wollen, dass jeder Mensch in NRW auf ein funktionierendes soziales Netz zählen kann“, fasst AWO-Geschäftsführer Gerd Goesmann zusammen. Die Kundgebung soll ein Zeichen setzen: für eine gerechtere Verteilung von Ressourcen und gegen die soziale Spaltung in Nordrhein-Westfalen. Die Aktion „NRW bleib sozial“ ist ein Weckruf an die Politik, die sozialen Herausforderungen des Landes ernst zu nehmen und die nötigen Maßnahmen zu ergreifen. „Solidarität und soziale Gerechtigkeit müssen im Mittelpunkt stehen, um ein starkes NRW für alle Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten“, betont die Vorsitzende der AG Freie Wohlfahrtspflege HSK Britta Kaiser. „Dafür stehen wir als Wohlfahrtspflege und dafür kämpfen wir.“
Die Mitglieder der AG Freie Wohlfahrtspflege HSK: (v. l.) Stefan Goesmann (Geschäftsführer AWO Unterbezirk HSK / Soest), Kerstin Weitemeier (Kreisgruppengeschäftsführerin der Paritätische HSK), Christian Korte (Vorstand Diakonie Ruhr-Hellweg), Britta Kaiser (Vorsitzende der AG Freie Wohlfahrtspflege HSK und Büroleiterin DRK Kreisverband Altkreis-Meschede e.V.), Christian Stockmann (Vorstand Caritas-Verband Arnsberg-Sundern), Rita Klein (Kreisgeschäftsführerin DRK Kreisverband Arnsberg e.V.) und Heinz-Georg Eirund (Vorstand Caritasverband Brilon e.V.). Auf dem Foto fehlen Thorsten Rediger (Vorstand DRK Kreisverband Brilon e.V.) und Dominik Hansmeier (Vorstand Caritasverband Meschede e. V.)
FOTO: AG FREIE WOHFAHRTSFPLEGE HSK