Bäume mitten im Ort: Auf der einen Seite prägen sie ein Stadtbild und sorgen für positive Effekte für Mikroklima und Artenvielfalt – auf der anderen Seite können sie aber auch zur Gefahr werden, wenn sie erkranken oder sogar nicht mehr standsicher sind. In diesem Winter muss die Stadt Olsberg 27 ortsbildprägende Bäume im Stadtgebiet fällen. Die städtischen Baumkontrolleure des Baubetriebshofes haben festgestellt, dass diese Bäume soweit geschädigt sind, dass von ihnen eine Gefahr für Passanten oder die städtische Infrastruktur ausgeht.
Einen Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, vor einer Fällung noch die Expertise eines weiteren Sachverständigen einzuholen, lehnte der Stadtrat mit deutlicher Mehrheit ab. Hintergrund: Auf Grundstücken der Stadt Olsberg befinden sich weit über 10.000 Bäume an Straßen, Wegen und öffentlichen Plätzen. Um die Verkehrssicherungspflicht zu gewährleisten und Gefahren zu vermeiden – insbesondere durch herabfallende Äste oder umstürzende Bäume – werden diese Bäume zweimal jährlich durch die zwei qualifizierten Baumkontrolleure des Baubetriebshofes begutachtet; einmal im belaubten und einmal im unbelaubten Zustand.
Die beiden Baumkontrolleure verfügen über eine entsprechende Ausbildung und Berufserfahrung. Beide Kontrolleure sind jeweils für einen eigenen Kontrollabschnitt zuständig. Bei Auffälligkeiten oder potenziellen Gefahren wird der betroffene Baum durch beide Kontrolleure gemeinsam beurteilt. Nach Abschluss der turnusmäßigen Kontrolle im November hatte die Stadtverwaltung den Ausschuss Planen und Bauen über die Notwendigkeit informiert, 27 Bäume zu entnehmen.
Der darauffolgende Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, einen zusätzlichen Sachverständigen hinzuzuziehen, um bei einigen Bäumen zu prüfen, ob sie nicht doch erhalten werden können, sorgte jetzt im Rat der Stadt Olsberg für eine Diskussion mit sehr gegensätzliche Meinungen. Grünen-Fraktionssprecherin Claudia Weigand kritisierte, dass der Bedeutung des innerstädtischen Baumbestands in den Überlegungen der Stadtverwaltung zu wenig Raum gegeben werden. Ein öffentlich bestellter Sachverständiger sei zu einer – kostenlosen – Untersuchung gemeinsam mit den städtischen Baumkontrolleuren bereit.
„Heißt das, dass wir unseren eigenen Experten nicht mehr vertrauen?“, fragte Simon Sabinarz (CDU). Die städtischen Baumkontrolleure hielten für ihre Entscheidungen „den Kopf hin“ – es sei sinnvoller, den Aufwand für zusätzliche Kontrollen in geeignete Nachpflanzungen zu stecken. Der Vorstoß der Grünen vermittele den Eindruck, „dass die Stadt Olsberg willkürlich Bäume fällt“, kritisierte auch FDP-Fraktionschef Dominik Stahl.
Bürgermeister Patrick Potthoff verwies auf die sehr gute Ausbildung und die Erfahrung der städtischen Baumkontrolleure – und ebenso darauf, dass die Stadtverwaltung und auch der Bürgermeister in einer haftungs- und sogar strafrechtlichen Verantwortung stehen. Patrick Potthoff erinnerte zudem an zwei Fälle, in denen es – trotz sorgfältiger Baumkontrollen – zu gefährlichen Situationen gekommen war: Zum einen ist im Dezember 2023 bei einem Sturm eine Weide an der Stehestraße in Nähe der Ruhrbrücke umgefallen. Und zum anderen ist im September dieses Jahres in Bruchhausen ein Ast einer Kastanie abgerissen und auf den Schulhof der Grundschule Bruchhausen gestürzt. Zum großen Glück gab es in beiden Fällen keine Personenschäden.
Mit einer breiten Mehrheit beschloss der Stadtrat, dem Antrag der Grünen nicht zu folgen und auf eine weitere Begutachtung zu verzichten. Die geschädigten Bäume sollen nun – im zeitlichen Rahmen des Bundesnaturschutzgesetzes – bis Ende Februar 2026 gefällt werden.
