Den Mitgliedern des Olsberger Stadtrates – und ebenso den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern – dürfte schnell klar geworden sein: „Drumherum-Reden“ ist nicht die Sache von Patrick Potthoff. Bei der Einbringung des Haushaltsentwurfes für das Jahr 2026 gab es vom neuen Bürgermeister Klartext: Finanziell steuert die Stadt Olsberg auf „unruhige Gewässer“ zu, und im Ausblick auf die nächsten Jahre sei die Lage „erdrückend“. Und trotzdem enthält das Zahlenwerk von Stadtkämmerer Stefan Kotthoff viele Impulse, um die Stadt Olsberg gezielt weiterzuentwickeln.
Eine Lücke von rund 7,5 Mio. Euro klafft im Ergebnishaushalt – Erträgen von 46,9 Mio. Euro stehen Aufwendungen von 54,4 Mio. Euro gegenüber. Die Differenz kann die Stadt Olsberg aus ihrer Ausgleichsrücklage decken – einer Art Puffer für die Stadtfinanzen, der in den vergangenen fünf Jahren durch positive Jahresabschlüsse auf derzeit 13,9 Mio. Euro aufgefüllt werden konnte. Das Problem: Da schon der Abschluss 2025 und ebenso die Jahresergebnisse der Folgejahre deutlich negativ ausfallen werden, sind die Reserven schnell aufgebraucht. Und mehr noch: Wenn die Stadt Olsberg wieder Liquiditätskredite für das „laufende Geschäft“ aufnehmen muss, wird der Kapitaldienst zu einer weiteren erheblichen Belastung.
Wie auch sein Vorgänger mahnte Patrick Potthoff das so genannte „Konnexitätsprinzip“ an. Das bedeutet, dass für Aufgaben, die Land und Bund den Kommunen übertragen, auch für eine ausreichende Finanzausstattung gesorgt sein muss. Das sei aber nur die Theorie, so Bürgermeister Potthoff. Ein Viertel der gesamtstaatlichen Ausgaben liege in den Kommunen, zitierte er Burkhard Jung, den Präsidenten des Deutschen Städtetages, sie erhalten aber nur ein Siebtel der Steuereinnahmen. Patrick Potthoff: „Ein grobes Missverhältnis.“
Wie viele Kommunen in NRW hat die Stadt Olsberg ein grundsätzliches Problem: Die Einnahmen bleiben auf einem recht hohen Niveau und steigen sogar leicht – die Ausgaben jedoch steigen deutlich stärker. Zu beeinflussen ist das durch Rat und Verwaltung kaum: Knapp 17 Mio. Euro wird die Stadt Olsberg an Kreis- und Jugendamtsumlage an den HSK überweisen – rund eine Million Euro mehr als noch im Vorjahr. Auf der anderen Seite bleiben die Schlüsselzuweisungen durch das Land NRW bei exakt 0 Euro – weil die Stadt Olsberg im Berechnungszeitraum eine hohe Steuerkraft hatte.
Und trotzdem: Rund 13,1 Mio. Euro an Investitionen sind für 2026 vorgesehen – allein 9,9 Mio. Euro für Baumaßnahmen, die vor allem die Infrastruktur betreffen. Das größte Projekt ist dabei das Feuerwehrhaus in der Ramecke. Erfreulich: Nachdem rund 85 Prozent der Aufträge vergeben sind, liege man aktuell um 4,2 Prozent unter der Plansumme, so Patrick Potthoff – eine Minderbelastung von rund 400.000 Euro. Beim AquaOlsberg werde die Wiedereröffnung des Solebereichs im Frühjahr 2026 immer konkreter – aktuell arbeite man an einem Konzept, wie auch Teile der Sauna - Panoramasauna und die Grotte - mit geringfügigem Aufwand in den Tagesbetrieb integriert werden können.
Erfreuliche Nachricht für alle Bürgerinnen und Bürger sowie Gewerbebetriebe: Steuern und Gebühren bleiben im kommenden Jahr stabil – lediglich für den Winterdienst wird eine geringfügige Erhöhung auf 1,80 Euro je Frontmeter Grundstück fällig.
Die weiteren Perspektiven könnten dann aber unerfreulicher werden. Sollten die deutlich negativen Jahresergebnisse ab 2027 auch so eintreten, „werden wir uns auch über die Hebesätze unterhalten müssen“, betonte Stadtkämmerer Stefan Kotthoff. Da das Haushaltsrecht die Möglichkeit biete, negative Jahresergebnisse auf kommende Jahre vorzutragen, verschleiere dies die dramatische Finanzlage sehr vieler NRW-Kommunen: „Wir schieben da eine Bugwelle vor uns her.“
Und dennoch: Bürgermeister Patrick Potthoff bekannte, dass er „grundoptimistisch“ sei, „wenn wir weiterhin alles in unserer Macht Stehende für unsere Heimat und unsere Bürgerinnen und Bürger tun.“ Für die Stadt Olsberg gelte dabei: „Wir alleine werden die Situation nicht retten, müssen aber mit aller Kraft unseren Teil für eine Verbesserung beitragen.“
