Eine Reise vom Sauerland zum Balaton in Ungarn dauert mit dem Flugzeug rund zwei bis drei Stunden, mit dem Auto ein bis zwei Tage und mit dem Fahrrad sind es sieben Tage. Eine verrückte Idee? Vielleicht schon, aber für das Team um Carsten Nagel ist es der Spaß an der sportlichen Herausforderung.
Wie die Idee dazu entstand, erklärt Carsten Nagel im Gespräch mit dem Sauerlandkurier.
Die bisherigen Touren
„Nach zahlreichen Radtouren wie etwa bis nach Berlin, an die Nordsee, Paris, oder eine Alpenüberquerung sind wir im Jahr 2023 an das Mittelmeer nach Nizza gefahren. Nach dem Abenteuer war, durch den Hunger nach mehr, schnell die Idee geboren: Wir fahren mit dem Rennrad zum Balaton!“
Eine gute Vorbereitung ist da wichtig, dazu gehören neben der Tourenplanung, der Suche nach passenden Quartieren, tadellos funktionierenden Fahrrädern mit eventuell benötigten Ersatzteilen im Gepäck, natürlich ein gutes Training mit mehreren Tausend Kilometern.„
Schon bei der letzten großen Tour wusste niemand von uns, worauf wir uns da wirklich einlassen. Normal fährt ein Radsportler zwei oder drei Tage am Stück und macht dann einen Ruhetag – wir sind ja keine Profis, aber sieben Tage am Stück auf dem Rennrad, das hatte noch nie einer in unserer Gruppe oder unserem Umfeld vorher probiert.“
Sieben bis neun Stunden im Sattel
Auch in diesem Jahr heißt es wieder, jeden Tag sieben bis neun Stunden im Sattel zu sitzen. Zum Team, das sich auf die rund 1.550 Kilometer lange Strecke mit 9.000 Höhenmetern durch vier Länder mit völlig unterschiedlicher Geografie, Gebräuchen und Sprachen begibt, gehören: Juliane Sprenger-Becker aus Brilon, Anne und Volker Müller, sowie Barthold Overhageböck aus Bigge, Melanie Koch aus Bruchhausen, Carsten Nagel aus Assinghausen und als Begleitfahrzeugfahrer Josef Schröder aus Meschede. Ebenfalls zur Gruppe gehört Xaver Fernandes aus Bigge, der zum Bedauern aller Teilnehmer aufgrund einer Verletzung nach einem Trainingsunfall durch einen technischen Defekt an seinem Rennrad in diesem Jahr nicht mitfahren kann.
5.000 Trainingskilometer sammeln
Bis zum Tour-Start am 23. August 2025 gilt die vereinbarte Vorgabe 5.000 Trainingskilometer zu sammeln, um jeden Tag mit Freude im Sattel sitzen zu können. Dazu bietet sich das schöne Sauerland, der Ruhrtalradweg oder der Sauerlandradring bestens an. Auch Touren zu verschiedenen Städten wie Berlin, Hamburg oder zum Brocken im Harz standen auf dem Programm. Die beiden „Neuen“ im Team, Barthold und Melanie, können von den Langstrecken-Erfahrungen der anderen Mitglieder profitieren.
Die erste Etappe geht von Olsberg nach Gemünden am Main, dann nach Dietfurt im Altmühltal über Würzburg, die Oberpfalz, und ein Stück entlang der Triathlon Radstrecke der Challenge Roth mit dem Solarer Berg. Bereits das dritte Tagesziel liegt in Österreich in Inzell. Weiter geht es über Linz ins schöne Wachau Tal, entlang wunderschöner Weinberge. Nach Krems an der Donau ist schließlich Bratislava das fünfte Etappenziel.
Bei einem Abstecher nach Wien stehen die Sehenswürdigkeiten wie das Rathaus, Schloss Schönbrunn, Schloss Belvedere, Stephansdom, Prater, Donauinsel und natürlich ein Wiener Kaffeehaus auf dem Tourprogramm.
Nach Budapest, mit dem Besuch des zweitgrößten Parlaments Europas, der St. Stephans Basilika und der berühmten Kettenbrücke sowie der Altstadt am sechsten Tag, erreichen die Sauerländer Sportler an Tag sieben den Plattensee oder auch Balaton genannt. Es ist der größte Binnensee Mitteleuropas, der durch seine durchschnittliche Tiefe von nur 3,50 Meter im Sommer bis zu 30 Grad warm werden kann.
Als Zugabe geht es dann am achten Tag 165 Kilometer um den Plattensee herum. Das Südufer ist eher flach, während das Nordufer von schönen Weinbergen umrahmt ist. Da bleibt dann auch mal Zeit für einen Besuch in einem Weingarten mit Blick auf den See oder eine Schwimmrunde im Wasser.
Josef Schröder versorgt die Radfahrer auf den täglich 170 bis 220 Kilometern an jeweils zwei Treffpunkten mit Verpflegung und Getränken, schließlich müssen rund 4.000 bis 8.000 Kilokalorien pro Tag plus der tägliche Grundbedarf aufgefüllt werden. Des Weiteren hat er zwei Ersatzräder sowie Ersatzteile wie Mäntel, Schläuche, Speichen, Werkzeuge im Begleitfahrzeug und fährt die Gruppe an Tag neun mit sehr vielen schönen neuen Eindrücken und Erfahrungen im Gepäck wieder in die Heimat.
Nicht geplant werden kann das Wetter. Die Erfahrung der vergangenen Tour hat aber gezeigt, dass selbst bei strömenden Dauerregen und 5 Grad Celsius die Gruppe dennoch fleißig weiter in die Pedalen tritt – getreu dem Motto „Eine Vision, ein Ziel, eine Durchführung“, darüber ist Team-Chef Carsten Nagel besonders stolz.
Bleibt nur „Ride safe!“ und angenehmes Rad-Wetter zu wünschen.
Fit für 1.550 Kilometer und 9.000 Höhenmeter ist das Rennrad-Team um Carsten Nagel.
Foto: Jörg Leske