Tempo 30 für die Stadionstraße in Olsberg-Bigge?

Bigge. Im Straßenverkehr lauern viele Gefahren – besonders für einige Personengruppen: Menschen mit Behinderungen oder auch Senioren fehlt meist das schnelle Reaktionsvermögen, Kinder kennen noch nicht alle Verkehrsregeln und sind gelegentlich übermütig. Für die Bewohner und Mitarbeiter des Josefsheims Bigge, die Behindertenvertretung Hochsauerland und die Förderschule an der Ruhraue ist vor allem die Stadionstraße in Bigge ein Gefahrenpunkt. Deshalb haben sie gemeinsam eine Petition bei der Stadt Olsberg eingereicht: Sie beantragen eine Tempo 30 Zone oder sogar Schrittgeschwindigkeit und zusätzliche Beleuchtung und Beschilderung. Antragssteller und Stadt sind unterschiedlicher Meinung. Um ein Signal zu setzen, fand am Mittwoch ein Verkehrssicherheitstraining statt.

Hintergrund zur Petition

Die Antragssteller der Petition sind sich einig, dass die Querungshilfe der Stadionstraße, die sich zwischen dem „Bigger Torbogen“ und der Schützenhalle befindet, für Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen, Personen mit Kinderwagen, für Kinder sowie für Senioren und alle anderen Fußgänger einen erheblichen Gefahrenpunkt darstellt. Als Beispiel führten sie im Rahmen eines Verkehrssicherheitstraining am Mittwoch einen Unfall, der sich vor einigen Wochen ereignete, auf: „Am 20. September 2024 hat sich genau an dieser Stelle ein schwerer Unfall ereignet. Eine junge Frau in einem Rollstuhl wurde von einem Pkw angefahren und schwer verletzt“, so Marie Birkenstock, Abteilungsleitung Haus Jakobus. „Nach drei Operationen kann sie immer noch nicht ihr Bein strecken und ist weiter bettlägerig. Ihr Rollstuhl wurde bei dem Unfall komplett zerstört.“

Das Verkehrssicherheitstraining mit Menschen mit Handicap führte die Kreispolizeibehörde Hochsauerlandkreis unter dem Motto „Sehen und gesehen werden“ durch. Ziel war es, klare Signale an die Autofahrer zu senden, nämlich dass Rollifahrer und auch Kinder aufgrund ihrer Größe Handzeichen, ein Kopfnicken oder auch Gesten der Autofahrer häufig nicht sehen. Dazu komme der eingeschränkte Blickkontakt durch Spiegelung der Frontscheibe, bei Regen oder schlechten Lichtverhältnissen.

Das sagen die Antragssteller

Die Vertreter von Josefsheim, Behindertenvertretung Hochsauerland und Förderschule gehen davon aus, dass klare Signale vonseiten der Stadt helfen könnten, ein sichereres Überqueren der Straßen zu ermöglichen. Die viel befahrene Stadionstraße, auf der unterhalb der Firma Oventrop Tempo 50 vorherrscht und Autofahrer Vorrang vor Fußgängern haben, sei auch für Spaziergänger aus dem Erikaneum, die zu den Ruhrauen laufen, oder für Kinder und Jugendliche, die zur Turnhalle oder auf den Sportplatz der Sparkassenarena gehen, eine Gefahrenquelle.

Heinz Ahrenhövel von der Behinderteninteressenvertretung Meschede betonte hierzu: „Der Anhalteweg bei Tempo 50 beträgt 40 Meter, bei Tempo 30 hingegen nur 18 Meter. Wir wünschen dort als Präventionsmaßnahme Tempo 30 für Menschen mit Behinderung, Senioren und auch Kinder.“

Das sagt die Stadt Olsberg

Doch was sagt die Stadt Olsberg zu der vorliegenden Petition? Olsbergs Bürgermeister Wolfgang Fischer erwiderte: „Wenn Unfälle passieren, bei denen Menschen zu Schaden kommen, ist das natürlich immer bedauerlich. Zu Verlauf und einer möglichen Ursache des Unfalls in der Stadionstraße kann allerdings nicht die Stadt Olsberg, sondern nur die Kreispolizeibehörde HSK Auskunft geben. Unabhängig vom konkreten Einzelfall gelten für Maßnahmen im öffentlichen Straßenverkehr nicht Meinungen oder Einschätzungen der jeweiligen Straßenverkehrsbehörde, sondern konkrete rechtliche Vorgaben, die insbesondere in der Straßenverkehrsordnung festgelegt sind.“

Weiter erklärte Fischer, dass vor diesem Hintergrund festzustellen sei, dass es sich bei der Stadionstraße nicht um einen besonderen Gefahrenpunkt handelt. „Der Ausbauzustand der Stadionstraße kann als gut bezeichnet werden. Die Streckenführung erlaubt eine gute Sicht in beide Fahrtrichtungen. Auf beiden Straßenseiten stehen breite Gehwege zur Verfügung. Eine Querungshilfe, die ebenfalls ausreichend dimensioniert ist, erleichtert Fußgängern und Rollstuhlfahrern eine Überquerung der Fahrbahn.“ Im Folgenden führte er einige Zahlen, die seine Beurteilung unterstreichen sollten, auf: Mit einer täglichen Verkehrsbelastung von etwa 6.300 Fahrzeugen (beide Fahrtrichtungen berücksichtigt) gebe es ausreichend große Lücken im Verkehr, um die Stadionstraße sicher zu überqueren. Das Geschwindigkeitsprofil sei mit einem V85-Wert von zuletzt 47 Stundenkilometern (beide Fahrtrichtungen berücksichtigt) optimal. Was besagt der V85-Wert? Der V85-Wert bildet die Grundlage für die Beurteilung von Geschwindigkeiten im Straßenverkehr und sagt aus, dass 85 Prozent aller Verkehrsteilnehmer diesen Geschwindigkeitswert – im Fall der Stadionstraße die oben genannten 47 Stundenkilometer – nicht überschreiten. „Eine Unfallhäufungsstelle – für die feste Definitionen gelten – besteht in diesem Bereich nicht. Wer für die Überquerung der Fahrbahn einen Fußgängerüberweg, auch Zebrastreifen genannt, nutzen möchte, hat dazu am in direkter Nachbarschaft gelegenen Kreisverkehr die entsprechende Möglichkeit.“

Es sei zudem überprüft worden, ob im Bereich der Querungshilfe die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer reduziert werden kann. Hierfür liegen laut dem Olsberger Bürgermeister die rechtlichen Voraussetzungen nicht vor. „Ebenso liegen an dieser Stelle die rechtlichen Voraussetzungen für die Einrichtung eines Fußgängerüberweges nicht vor“, so Fischer abschließend.

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Sicher die Straße überqueren: Um ein Signal – auch im Hinblick auf die Stadionstraße in Bigge – zu setzen, fand am Mittwoch ein Verkehrssicherheitstraining statt.

Foto: Claudia Metten